Die Kosten arbeitsbedingter Unfälle und Erkrankungen stellen eine wichtige Informationsgrundlage u.a. für das Entwickeln wirksamer Schutzgesetze und gezielter Präventionsmaßnahmen dar. Erstmals beziffert nun eine aktuelle Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) diese Kosten speziell für Österreich. Darin einberechnet sind nicht nur direkte, sondern auch indirekte Kosten.

Die vor kurzem vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung und von der Arbeiterkammer präsentierte WIFO-Studie mit dem Titel „Die Kosten arbeitsbedingter Unfälle und Erkrankungen in Österreich“ berechnet die von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen insgesamt verursachten Kosten auf rund 9,9 Milliarden Euro jährlich. Das entspricht rund 2.400 Euro pro erwerbstätiger Person. Mehr als vier Fünftel aller Folgekosten (82 Prozent bzw. 8,1 Milliarden Euro) gehen auf arbeitsbedingte Erkrankungen zurück, weniger als ein Fünftel (18 Prozent bzw. 1,8 Milliarden Euro) auf Arbeitsunfälle.

 

Direkte und indirekte Kosten

Neu an dieser WIFO-Studie ist nicht nur, dass die Kosten erstmalig konkret für Österreich beziffert, sondern dass neben den direkten (sichtbaren) Kosten auch indirekte (unsichtbare) Kosten mitberücksichtigt wurden. Direkte Kosten sind zum Beispiel öffentliche/private Kosten für Krankenbehandlung samt Verwaltungskosten im Gesundheitssystem. Unter indirekten Kosten versteht man u.a. beispielsweise immaterielle Schäden aufgrund des Verlustes an Lebenszeit und -qualität. Laut Studie teilen sich die Gesamtkosten in 0,9 Milliarden (9,6 Prozent) „sichtbare“ Kosten sowie 9 Milliarden (90,4 Prozent) „unsichtbare“ Kosten auf, von denen wiederum ca. 6,4 Milliarden Euro auf indirekte und 2,6 Milliarden Euro auf Kosten für Leid und Tod entfallen.

 

Betriebliche Prävention rechnet sich

Diese aktuelle Studie untermauert einmal mehr, wie wichtig die betriebliche Prävention von arbeitsbedingten Erkrankungen und Unfällen ist. Zahlreiche Studien bestätigen zudem durch Berechnungen, dass sich Investitionen in den betrieblichen Arbeitsschutz im wahrsten Sinne des Wortes auch wirtschaftlich rechnen – und zwar für Arbeitnehmer, Betriebe, Unfallversicherungsträger sowie die gesamte österreichische Volkswirtschaft, u.a. durch die Erhöhung der langfristigen Arbeitsfähigkeit und das Wohlergehen der Erwerbsbevölkerung.

 

Wirksam und wirtschaftlich

Die deutsche Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) kommt in ihren Untersuchungen beispielsweise zu dem Ergebnis, dass das als „Return on Prevention (ROP)“ bezeichnete durchschnittliche Nutzen-Kosten-Verhältnis bei rund 2,2 liegt. Anders ausgedrückt heißt das: Jeder in betriebliche Prävention investierte Euro kommt mehr als doppelt zurück.

Im Rahmen des iga.Reports 28 stellte die Initiative Gesundheit und Arbeit in Erweiterung der beiden Vorgänger-Reporte (iga.Reporte 3 + 13) explizit den betrieblichen Arbeitsschutz in den Fokus und untersuchte in Teil II des Reports dessen Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit. Das Ergebnis dieses Vergleichs ausgewählter Veröffentlichungen der Jahre 2006 bis 2012 machte klar: Investitionen in den betrieblichen Arbeitsschutz haben nicht nur positive Effekte u.a. auf die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern Unternehmen können daraus auch einen finanziellen Nutzen ziehen. Neben diesen positiven Ergebnissen zeigte der Report auch auf, dass noch vielfältiger Forschungsbedarf und in vielen Unternehmen im Bereich betrieblicher Arbeitsschutz noch zum Teil großes Entwicklungspotential gegeben ist. Die Kernaussagen des Reports stellen jedenfalls eine nützliche Argumentationshilfe dar, um noch mehr Betriebe von der Wichtigkeit und Wirksamkeit von betrieblicher Gesundheitsförderung und betrieblichen Arbeitsschutz zu überzeugen.

 

Positiver ROP erneut bestätigt

Mit dem iga.Report 40 unter dem Titel „Wirksamkeit und Nutzen arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention“ erfolgte nun kürzlich eine Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz für den Zeitraum 2012 bis 2018. Der Report stellt die mittlerweile vierte Aktualisierung des wissenschaftlichen Kenntnisstands zur Wirksamkeit arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention auf Basis dar, und das auf Basis von insgesamt 100 systematischen Reviews. Das positive Kosten-Nutzen-Verhältnis von betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention bestätigt sich auch im Rahmen dieser äußerst umfassenden Untersuchungen des iga.Reports 40.

 

Professionelle Umsetzung von BGF

Damit betriebliche Prävention im Unternehmen auch wirkt und die positiven Effekte schließlich zum Tragen kommen können, braucht es bei der Implementierung von Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) einen professionellen Zugang – zum einen intern durch entsprechende Strukturen und Verantwortliche, zum anderen durch qualifizierte Unterstützung von außen. Hierfür stehen beispielsweise die Experten von AUVAsicher mit einem umfangreichen Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Auch das Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung bietet kompetente und praxisnahe Unterstützung rund um BGF-Maßnahmen.

Lesen Sie mehr in der M.A.S. 4/20 im Infoservice auf Seite 3. Fotocredit: © iStockphoto.com/Pinkypills

Quellen: www.gesundearbeit.at, wien.arbeiterkammer.at 

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