Die vierte Auflage der Untersuchung des österreichischen Marktes für Persönliche Schutzausrüstung (PSA) durch den Verband Arbeitssicherheit (VAS) fand nicht nur unter den außergewöhnlichen Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie statt, sie hat auch bemerkenswerte Erkenntnisse erbracht: Nach – wie 2018 prognostiziert – guten Wachstumsjahren vor der Pandemie, hat das Thema PSA einen Bekanntheitsgrad erreicht wie nie zuvor. Und die Branche hat 2020 der Krise zum Trotz einen Wachstumsschub mit einem Rekordergebnis von 367,2 Mio. € Umsatz gemacht.

Persönliche Schutzausrüstung war vor Covid-19 ein Begriff, der in erster Linie den im Gewerbe, in der Industrie oder im Gesundheitssektor tätigen Personen bekannt war. Mit Ende 2019 ändert sich dies: Der Begriff PSA in Zusammenhang mit MNS und später FFP2-Masken sowie Face-Shields, Schutzbrillen und Schutzanzüge werden medial allgegenwärtig, Handhygiene wird Teil des alltäglichen Einkaufes.

PSA in Zeiten der Pandemie

Während 2020 Handel, Tourismus und persönliche Dienstleistungen über Monate zum Erliegen kommen, erweist sich der Produktionssektor trotz aller Engpässe als Fels in der Brandung. Von den unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Maßnahmen ist der PSA-Markt nur in jenen Bereichen betroffen, bei denen persönlicher Kontakt vermieden werden muss. So reduziert sich z.B. das Volumen von Schulungen zur Vergleichsstudie 2018 auf weniger als ein Fünftel! Auch der Absatz an Gehörschutzprodukten geht um 33% zurück, Absturzsicherungen verlieren fast 25% des Umsatzvolumens.

Deutlich im Plus ist 2020 erwartungsgemäß der Bereich Atemschutz mit +480% Umsatzvolumen, wobei hier jene Masken, die nicht über die Fachanbieter gehandelt wurden, nicht einberechnet sind. Auch die Sektoren Schutzbekleidung (+42%), Handschutz (+53%), Hautschutz inkl. Hygiene (+98%) und Schuhe, Fuß und Beinschutz (+33%) zeigen den speziellen Bedarf in Zeiten der Pandemie auf. Keine Selbstverständlichkeit ist, dass PSA Produktion und Handel die benötigten Waren tatsächlich liefern konnten – und das bei reduzierten bzw. gesperrten internationalen Logistikrouten!

Säule der Sicherheit

„Trotz Einbußen in einigen Bereichen hat sich gerade im Krisenjahr PSA nicht nur als wesentliche Säule der Sicherheit erwiesen, sondern konnte als Folge davon ein Rekordergebnis von 376,2 Mio. Euro Umsatz erwirtschaften“, betont Dr. Oskar Villani, Geschäftsführer von SDI-Research. Dies ist gegenüber dem Vorjahresergebnis eine temporäre Steigerung um mehr als 32%. Allerdings geht die Mehrheit – sowohl der Hersteller und Händler von PSA als auch deren Verwender – davon aus, dass sich ab 2021 die Lage wieder weitgehend normalisieren wird und die Ergebnisse 2020 eine einmalige Umsatzspitze gewesen sind. Für die kommenden Jahre ist demnach mit einem moderaten Anstieg des Marktes von jährlich 7 bis 8% zu erwarten. Damit setzt sich jedoch der Trend der letzten Jahre mit einem Marktwachstum oberhalb von Inflation und allgemeinen Konjunkturdaten fort.

Was vom Normal übrig blieb

Trotz aller Verwerfungen rund um 2020, zeigt sich die allgemeine Struktur des Marktes stabil und krisenfest. Wie schon in den Jahren zuvor ist der Markt für PSA-Produkte stark regionalisiert. Weiter unangefochtener Spitzenreiter ist Oberösterreich, das über 30% des österreichischen Marktvolumens abdeckt, gefolgt von der Steiermark mit nunmehr über 21% Marktanteil. In Wien können gegenüber 2018 über 2 Prozentpunkte Marktanteil dazugewonnen werden, in Niederösterreich sinkt der Marktanteil minimal. Die deutlichsten – pandemiebedingten – Umsatzeinbrüche gab es in Tirol, Vorarlberg, Kärnten und Salzburg. Hier zeigt man sich für die Folgejahre jedoch wieder deutlich optimistischer. Die kontinuierliche Veränderung des Marktes hat 2020 einen deutlichen Entwicklungsschub erhalten: Schon 2018 und davor war die Entwicklung zur Digitalisierung auch des PSA-Marktes klar erkennbar. 2020 erlebt der Einkauf über digitale Kanäle einen pandemiebedingten Boom, bei dem über 52% der Umsätze über e-Plattformen, e-Procurement und integrierte Bestellsysteme erwirtschaftet werden. Die spezielle Situation der PSA wird an den Umsätzen deutlich, die trotzdem über persönliche Kontakte laufen: Mit über 31% Umsatzanteil über diesen Kanal zeigt sich die Bedeutung einer beratungsintensiven Branche, trotz der Widrigkeiten.

Warten auf das neue Normal

Sowohl PSA-Verwender als auch Hersteller und Händler erwarten im laufenden Jahr, insbesondere ab 2022 wieder eine weitgehende Normalisierung der Lage. Immerhin berichteten 44% der PSA verwendenden Betriebe von Umsatzeinbußen, 28% der Verwenderbetriebe mussten Kurzarbeit anmelden, bei 11% ist es zu einem Mitarbeiterabbau gekommen. Andererseits berichten 40% der Verwender, dass Covid-19 bei ihnen zu keinen Auswirkungen geführt hat und die Produktion unverändert weitergelaufen ist. Dennoch besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass in Zukunft verstärkt Veränderungen erforderlich sein werden – ein neues Normal als Vorsorgemaßnahme.

Die (Wieder)Entdeckung der Sicherheit

PSA-Produkte waren schon in den vergangenen Untersuchungen 2018 und 2015 abseits des Mainstreams von billiger ist besser. Komplexe Regulative, unternehmensspezifische und individuelle Anforderungen hatten dem fachkundigen Service durch PSA-Anbieter einen hohen Stellenwert eingebracht. Dennoch zeigt sich auf Grund der Erfahrungen 2019/2020 im Ergebnis der Studie 2021 noch einmal eine deutliche Pointierung hin zu einem umfassenderen Verständnis von Sicherheitsbewusstsein: Produkt- und Verarbeitungsqualität, für 45% der Befragten das entscheidende Kriterium, rücken gemeinsam mit Materialqualität ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Verbraucher, der Fokus von Preis/Leistung liegt damit noch mehr auf der Seite der Leistung. Zusätzlich erhält die lokale oder zumindest europäische Fertigung erhöhte Aufmerksamkeit, denn für 38% der Verbraucher ist sie nun zumindest eher oder sogar sehr wichtig. Soziale bzw. ökologische Nachhaltigkeit sind noch nicht so im Blickpunkt wie lokale Fertigung, dennoch erachten diese bereits jeweils 30% der befragten Betriebe für wichtig – Tendenz steigend. Als Fazit und Lehre der Jahre 2019/20 zeigt sich ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge von Sicherheitskonzepten, die über den rein punktuell effektiven Schutz der Einzelperson auf den Schutz des gesamten Produktionssystems einer Volkswirtschaft hinausgehen. Covid-19 wird mit Sicherheit nicht die letzte Krise gewesen sein. Umso wichtiger ist daher das Verständnis, wie abhängig die Wirtschaft von scheinbaren Selbstverständlichkeiten wie der Verfügbarkeit von Produkten der PSA ist und welche Folgen deren Nichtverfügbarkeit für uns alle hat.

PSA-Wissen am aktuellsten Stand

Nicht zuletzt pandemiebedingt erhält auch die Arbeit des Verbandes Arbeitssicherheit noch mehr Aufmerksamkeit durch österreichische Betriebe. Zu den am meisten geschätzten Serviceleistungen gehört das PSA-Handbuch, das – nunmehr in der 10. Auflage erschienen – in 40% der befragten Betriebe als sehr sinnvoll und hilfreich und von weiteren 32% als eher sinnvoll bewertet wird. Auch die M.A.S. darf sich über eine Zustimmung von insgesamt 68% der Befragten erfreuen. Was darüber hinaus auf der Wunschliste der Sicherheitsverantwortlichen in den Betrieben ganz oben steht, ist eine nutzerfreundliche und stets aktuell online verfügbare Dokumentation der Sicherheitsregularien und Produkte, um zu jeder Zeit auf dem aktuellen Stand sein zu können.

Fotocredit: (C)AdobeStock/Rido

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