Gehörschutz: Schwerhörigkeit durch Lärm ist vermeidbar

Gehörschutz: Schwerhörigkeit durch Lärm ist vermeidbar

Der alljährlich am 3. März stattfindende Welttag des Hörens soll das Bewusstsein für die Prävention von Taubheit und Hörverlust schärfen. Dass dies nach wie vor dringend notwendig ist, zeigt die von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) veröffentlichte Statistik: Durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit ist seit vielen Jahren die häufigste Berufskrankheit.

Von den 2020 insgesamt anerkannten 910 Berufskrankheiten entfielen 439 Fälle auf durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit, das entspricht 48,2 Prozent. 2021 lösten durch COVID-19 bedingte Berufskrankheiten die Lärmschwerhörigkeit zwar von Platz 1 ab, die absolute Zahl an durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit blieb mit 559 Fällen aber weiterhin sehr hoch.

Lärm ist gesundheitsschädlich

Die für alle EU-Mitgliedsstaaten gültige EU-Richtlinie 2003/10/EC wurde in Österreich mit der Verordnung über den Schutz der Arbeitnehmer/innen vor der Gefährdung durch Lärm und Vibrationen (VOLV 22/2006) umgesetzt. Laut VOLV muss

  • ab einer 8-Stunden-Tageslärmbelastung von 80 dB(A) oder einem Spitzenschall von 135 dB(Cpeak) eine Information und Unterweisung erfolgen und geeigneter Gehörschutz zur Verfügung gestellt werden. Wenn Evaluierung oder Gesundheitsbeschwerden auf ein Gesundheitsrisiko hindeuten, ist auf Wunsch der Beschäftigten eine Gesundheitsüberwachung zu ermöglichen;
  • ab einer 8-Stunden-Tageslärmbelastung von 85 dB(A) oder einem Spitzenschall von 137 dB(Cpeak) geeigneter Gehörschutz getragen werden. Zusätzlich bestehen eine Kennzeichnungspflicht des Lärmbereichs, eine besondere ärztliche Untersuchungspflicht sowie die Verpflichtung zur Führung eines Verzeichnisses über die im Lärmbereich Beschäftigten. Vorrangig ist jedoch ein systematisches Maßnahmenprogramm festzulegen und durchzuführen, um den Lärm im Arbeitsbereich auf das in der Praxis vertretbare Niveau zu minimieren.

Gehörschutz korrekt anwenden

Lärmbedingte Schädigungen des Gehörs können durch Gehörschutz sicher und auf Dauer verhindert werden, aber nur dann, wenn dieser konsequent und korrekt getragen wird. Folgende Aspekte sind dabei unbedingt zu berücksichtigen: Gehörschützer müssen während der gesamten Zeit der Lärmbelastung getragen werden. Bereits eine gering verkürzte Tragedauer führt zu einer erheblichen Minderung der Schutzwirkung. In jedem Fall sollten allen Mitarbeitern auch bei Lärmentwicklung unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte Gehörschutzmittel zur Verfügung gestellt werden.

Die Dämmwirkung eines Gehörschützers ist frequenzabhängig. Wenn die Frequenzbereiche des bzw. der Lärmerreger (z.B. Maschine) bekannt sind (Frequenzanalyse), hat man dadurch die Möglichkeit, den Gehörschutz so auszuwählen, dass er den Lärmbereich entsprechend stark, den Kommunikationsbereich aber möglichst gering dämmt. Damit wird der Benutzer weniger isoliert.

Bei Gehörschutz wird zwischen Kapselgehörschützern, Gehörschutzstöpseln und Schallschutzhelmen unterschieden. Nähere Details dazu sowie für den Kauf wichtige Auswahltipps und Qualitätskriterien finden Sie im Kapitel „Gehörschutz“ in unserem „Handbuch Persönliche Schutzausrüstung“.

Im Interview

Wir haben mit unserem Experten Ing. Georg Frank-Zumtobel, 3M Application Engineer PSD, Sicherheitsfachkraft 3M Personal Safety Division, 3M D-A-CH Region, www.3Marbeitsschutz.at, über die Gefährlichkeit von Lärm und Persönliche Schutzausrüstung (PSA) zur Prävention von Lärmschwerhörigkeit gesprochen.

M.A.S: Welche Auswirkungen hat Lärm und was macht Lärm so gefährlich?

Oft merken wir gar nicht, wie Lärm unser Gehör aktiv schädigt. Doch für unser Ohr können auf uns einwirkende Schallwellen eine große Belastungsprobe darstellen. Kurzzeitige Lärmbelastungen resultieren nicht selten in vorübergehender Taubheit – regelmäßige Ruhepausen bringen hier oft Erholung für unsere Ohren. Ein lang andauernder, hoher Geräuschpegel hingegen kann die empfindlichen Flimmerhärchen in unserem Ohr langfristig schädigen, bis diese sich nicht mehr erholen und schließlich absterben. 15 Minuten bei einem Lärmpegel von 100 dB(A) haben die gleichen Auswirkungen wie 8 Stunden bei einem Lärmpegel von 85 dB(A). Gehörschäden sind bleibend!

M.A.S.: Welche Entwicklung lässt sich in den letzten Jahren bei der Berufskrankheit Lärmschwerhörigkeit feststellen? Gibt es auch Auswirkungen durch die Corona-Pandemie?

Die Zahlen für durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit sind über die Jahre hinweg betrachtet leider nach wie vor unverändert hoch. Im Jahr 2021 haben einzig die durch COVID-19 verursachten Berufskrankheiten Lärmschwerhörigkeit als Berufskrankheit Nummer 1 abgelöst.

M.A.S.: Warum wird der Gehörschutz in den Unternehmen noch immer nicht ernst genug genommen?

Im Vergleich zu anderen Berufskrankheiten tritt Lärmschwerhörigkeit erst nach einem längeren Zeitraum auf. Eine Erblindung oder Atembeschwerden können jedoch sofort auftreten, wenn keine bzw. falsche PSA getragen wird.

M.A.S.: Worauf muss bei der Auswahl des richtigen Gehörschutzes unbedingt geachtet werden?

Es gibt es eine Vielzahl von Aspekten zu berücksichtigen, ich kann hier nur einige nennen: Gehörschutz ist Persönliche Schutzausrüstung der Kategorie III mit den entsprechenden Anforderungen. Der verwendete Gehörschutz muss dem Stand der Technik entsprechen. Bevor die für den Arbeitsplatz geeignete Gehörschutz-PSA ausgewählt werden kann, ist in jedem Fall eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen. Kriterien für die Auswahl eines geeigneten Gehörschutzes sind die erforderliche Schalldämmung, der Tragekomfort, die Arbeitsumgebung, medizinische Auffälligkeiten bzw. Einschränkungen sowie die Vereinbarkeit mit anderer, am Kopf getragener PSA/Ausrüstung. Für die erforderliche Schalldämmung müssen zudem Korrekturwerte durch Fehlbedienung eingerechnet werden, d. h. für vor Gebrauch zu formende Stöpsel -9 dB, für mehrfach verwendbare Stöpsel/Bügelstöpsel/Kapselgehörschutz -5 dB, für Otoplastiken mit Funktionskontrolle -3 dB.

Ziel ist ein Tageslärmexpositionspegel am Ohr zwischen 70 und 80 dB(A); unter 70 dB(A) tritt eventuell ein Isolationsgefühl auf. Überprotektion ist unzulässig, wenn Geräusche oder Kommunikation von Bedeutung sind. Eine Kombination verschiedener Gehörschutzmittel ist bei hohen Lärmexpositionen gegebenenfalls zulässig.

Die Geräuschklasse des Lärms (hoch-/mittel- oder tieffrequent) muss bei der Auswahl ebenfalls mitberücksichtigt werden. Für Personen mit vorhandenen Hörverlusten ist die Auswahl nach der Oktavbandmethode zu treffen. Falls das nicht möglich ist, ist die HML-Methode anzuwenden. Es müssen regelmäßige Unterweisungen mit praktischen Übungen anhand der Betriebsanweisung durchgeführt und dokumentiert werden. Und vor jeder Benutzung ist eine Sichtprüfung auf einwandfreien Zustand durchzuführen!

M.A.S.: Wie kann die Trageakzeptanz von Gehörschutz erhöht werden?

Die Trageakzeptanz kann erhöht werden, wenn bereits im Auswahlprozess der Tragekomfort besonders berücksichtigt wird und Trageversuche durchgeführt werden. Gehörschützer sind auch immer personengebunden zur Verfügung zu stellen.

M.A.S.: Welche Tipps haben Sie abschließend noch für die Verwendung von Gehörschutz?

Wenn ein Gehörschutzstöpsel oder ein Kapselgehörschützer richtig sitzt, dann verändert sich normalerweise der Klang Ihrer eigenen Stimme. Sie hört sich tiefer, hohler oder gedämpft an. Wenn Sie keine Veränderung hören oder der Klang in beiden Ohren unterschiedlich ist, sitzt der Gehörschutz nicht richtig. Versuchen Sie, das Produkt noch einmal neu ein- oder aufzusetzen. Ein nicht richtig sitzender Gehörschutz kann den Anwender nicht zuverlässig schützen!

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Fotocredit: (C)adobestock/Pixel-Shot

Nachbericht A+A 2021: Safety First – wichtiger denn je

Nachbericht A+A 2021: Safety First – wichtiger denn je

Von 26. bis 29. Oktober ging die bereits 37. Ausgabe der A+A in Düsseldorf über die Bühne. Zur internationalen Leitmesse für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit kamen insgesamt 1.204 Aussteller aus 56 Nationen und mehr als 25.000 Fachbesucher, um sich über die neuesten Trends in den Bereichen Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung und Sicherheitsmanagement zu informieren. Wie in den Vorjahren waren auch wieder zahlreiche Mitgliedsbetriebe des Verbandes Arbeitssicherheit (VAS) vor Ort mit dabei.

Die diesjährige A+A setzte unter dem Motto „Der Mensch zählt“ – gemeinsam mit dem parallel stattfindenden Internationalen Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin – in diesem Jahr wieder ein deutliches Ausrufezeichen für die stark gestiegene Bedeutung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz. Mehr denn je steht die Gesundheit des Menschen im Mittelpunkt. Neben den aktuellen Entwicklungen rund um innovative Schutzausrüstungen, Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit spielten freilich auch die Themen Pandemie und Hygiene eine zentrale Rolle auf der A+A 2021. Der von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi) ausgerichtete A+A Kongress wurde in diesem Jahr auch in Teilen ins Netz gestreamt. Referierende aus aller Welt stellten ihre wissenschaftlichen Beiträge zum Thema Arbeitsschutz via Bildschirm in Düsseldorf vor und diskutierten diese mit den Anwesenden.

A+A zeigte Trends der Zukunft

Von der Innovationsfähigkeit der anwesenden Aussteller und deren Lösungen für die Zukunft konnten sich die Fachbesucher unter anderem in der Start-Up Zone überzeugen. Ob Gesundheits-App, innovative Dienstleistungen oder Hightech-Textilien und Wearables: Die Start-ups auf der A+A 2021 bereicherten das Angebot der Leitmesse durch neue Ideen. Wie die Zukunft der Arbeit und der Prävention mittels Exoskeletten aussehen wird, vermittelten zahlreiche Aussteller sowie das Fraunhofer IPA in und um den Robotics Park. An den Mitmach-Stationen konnten die Fachbesucher die unterstützende Funktion der Exoskelette in verschiedensten Arbeitssituationen hautnah erleben. Dazu gehörten rückenbelastende Arbeitsprozesse aus der Logistik, Montagetätigkeiten in Überkopfpositionen und Arbeitsabläufe aus dem Schweißer-Beruf in Zwangspositionen.

Insgesamt zeigten sich die Aussteller mit dem Verlauf der A+A 2021 sehr zufrieden. 94% bestätigen bereits jetzt, dass sie bei der A+A 2023 wieder vertreten sein werden. Wir haben für Sie nachfolgend einige Eindrücke von VAS-Mitgliedsbetrieben, die bei der A+A ihre neuesten Entwicklungen im Bereich Persönliche Schutzausrüstung (PSA) präsentierten, zusammengefasst:

 3M: Persönlich und virtuell im Dialog

Ein positives Fazit der diesjährigen A+A zieht auch der Multitechnologiekonzern 3M: Das Unternehmen zeigte in Düsseldorf die gesamte Bandbreite an Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und richtete zusätzlich einen virtuellen Messestand ein. Unter https://3m_safety.vfairs.com/de/ gab es Live-Präsentationen, Live-Chat-Möglichkeiten und Einblicke in branchen- und segmentspezifische Lösungen sowie die Trainingsangebote von 3M. Alle Inhalte des virtuellen Messestandes – inklusive zahlreicher informativer Webinare – stehen auch nach der A+A auf Abruf zur Verfügung.

 Dräger: Präsenz & digitale Angebote

„Wir haben bei der A+A 2021 auf eine Kombination aus Präsenz und digitalen Angeboten gesetzt. Das hat sich voll ausgezahlt: Mit unseren Produktneuheiten und Themen wie Smart Safety, Pandemievorsorge und Leichter Atemschutz konnten wir sehr viele Kunden vor Ort und virtuell in den Livestreams erreichen. Entgegen unserer Annahmen durften wir auch viele internationale Besucher aus über 50 Nationen am Stand begrüßen“, resümiert Stefan Denker, Head of Marketing Safety Industries Region Deutschland, bei Dräger.

 Fristads: Digitaler GREEN-Kalkulator

„Unsere großen Messesensationen waren unsere zwei neuen, nachhaltig produzierten Warnschutz-Kollektionen, die 2022 auf den Markt kommen. Mit einem digitalen GREEN-Kalkulator konnten Messebesucher ausrechnen, wie viele Tonnen CO2 und wie viele Liter Wasser durch die Ausstattung mit Fristads Green Kleidung eingespart werden können. Beide Kollektionen sind in Premiumqualität und dabei äußerst preiswert, denn zukünftig soll es immer die Möglichkeit geben, das nachhaltigere Angebot ohne Mehrkosten wählen zu können“, betont Thomas Syring, Fristads DACH Director.

Gebol: Mut hat sich gelohnt

„Der diesjährigen Teilnahme an der A+A ging ein Abwägen des Risikos der pandemiebedingten Situation und der Chance sich zu präsentieren voraus. Trotz deutlich geringerer Besucher- und Ausstellerzahlen knüpften wir neue interessante Kontakte. Die Gespräche waren intensiver und qualitativ höher. Für unseren modernen Messestand und dessen emotionale Gestaltung ernteten wir begeisterte Rückmeldungen. Im Mittelpunkt standen das bewährte POS System für Arbeitsschutz und -handschuhe, innovative Neuprodukte der ‚Cool&Touch‘ Serie sowie die ‚UPCYCLED‘ Kollektion. Unser Mut hat sich gelohnt: Die internationale Leitmesse für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2021 in Düsseldorf war für uns ein voller Erfolg!“, unterstreicht Gebol.

 Honeywell: Wertvolle Gespräche

„Wir freuen uns, dass wir unsere neuen und innovativen Produkte präsentieren konnten. Durch digitale Technologien und den daraus resultierenden Erkenntnisgewinn können Arbeiter künftig besser geschützt werden, während sie gleichzeitig effizienter und produktiver arbeiten können. Vor diesem Hintergrund war es für uns umso wertvoller, Gespräche mit den Besuchern führen zu können. Viele hatten spezifische Anliegen und haben konkret nach Lösungen gesucht, die wir ausführlich beantworten konnten“, fasst Guido Schoen, Direktor Vertrieb Honeywell PPE Deutschland/Österreich/Schweiz, zusammen.

 PGP: Persönlicher Austausch wichtig

„Wir hatten viele und vor allem sehr gute Gespräche auf der A+A. Man hat den Menschen angemerkt, wie wichtig ihnen der persönliche Austausch nach so langer Zeit war. Auf der Messe haben wir vier Themen präsentiert: hautfreundliche Desinfektionsmittel, unser vielfältiges digitales Servicepaket, moderne Spendersysteme als wesentlicher Bestandteil eines jeden Handhygiene- und Hautschutzkonzepts sowie den UV-Schutz. Sie alle kamen gut an. Wir blicken daher auf eine gelungene Messe zurück“, freut sich Stephanie Reichenberger, Leiterin Internationales Marketing beim deutschen Hautschutzhersteller Peter Greven Physioderm (PGP).

Uvex: Nachhaltiges Produktsystem uvex planet series

„Für uvex war die A+A 2021 eine erfolgreiche Veranstaltung. Abgesehen von dem erwartbaren Besucherrückgang aufgrund der Pandemie wurden wir darin bestätigt, auf der Messe auszustellen und der A+A treu zu bleiben. Im Mittelpunkt unserer Messeauftritts stand die Vorstellung unseres nachhaltigen Produktsystems uvex planet series. Wir haben uns gefreut, wie gut diese neue Serie aus recycelten Materialien bei unseren Kunden ankam. Unser Hygiene- und Reservierungskonzept hat hervorragend funktioniert, sodass trotz aller Einschränkungen die Besuche auf unserem Stand sehr diszipliniert verliefen und die Gespräche sogar länger und somit von der Qualität her intensiver waren als in der Vergangenheit“, betont Günter Preisinger, Director Region Austria bei uvex, abschließend.

Eine umfassende Nachlese zur A+A 2021 sowie weitere Ausstellerstimmen finden Sie unter www.aplusa.de. Die nächste A+A findet von 24. bis 27. Oktober 2023 statt. Quelle: www.aplusa.de

Fotocredit: (C)Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

PSA-Marktstudie: PSA wesentliche Säule der Sicherheit

PSA-Marktstudie: PSA wesentliche Säule der Sicherheit

Die vierte Auflage der Untersuchung des österreichischen Marktes für Persönliche Schutzausrüstung (PSA) durch den Verband Arbeitssicherheit (VAS) fand nicht nur unter den außergewöhnlichen Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie statt, sie hat auch bemerkenswerte Erkenntnisse erbracht: Nach – wie 2018 prognostiziert – guten Wachstumsjahren vor der Pandemie, hat das Thema PSA einen Bekanntheitsgrad erreicht wie nie zuvor. Und die Branche hat 2020 der Krise zum Trotz einen Wachstumsschub mit einem Rekordergebnis von 367,2 Mio. € Umsatz gemacht.

Persönliche Schutzausrüstung war vor Covid-19 ein Begriff, der in erster Linie den im Gewerbe, in der Industrie oder im Gesundheitssektor tätigen Personen bekannt war. Mit Ende 2019 ändert sich dies: Der Begriff PSA in Zusammenhang mit MNS und später FFP2-Masken sowie Face-Shields, Schutzbrillen und Schutzanzüge werden medial allgegenwärtig, Handhygiene wird Teil des alltäglichen Einkaufes.

PSA in Zeiten der Pandemie

Während 2020 Handel, Tourismus und persönliche Dienstleistungen über Monate zum Erliegen kommen, erweist sich der Produktionssektor trotz aller Engpässe als Fels in der Brandung. Von den unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Maßnahmen ist der PSA-Markt nur in jenen Bereichen betroffen, bei denen persönlicher Kontakt vermieden werden muss. So reduziert sich z.B. das Volumen von Schulungen zur Vergleichsstudie 2018 auf weniger als ein Fünftel! Auch der Absatz an Gehörschutzprodukten geht um 33% zurück, Absturzsicherungen verlieren fast 25% des Umsatzvolumens.

Deutlich im Plus ist 2020 erwartungsgemäß der Bereich Atemschutz mit +480% Umsatzvolumen, wobei hier jene Masken, die nicht über die Fachanbieter gehandelt wurden, nicht einberechnet sind. Auch die Sektoren Schutzbekleidung (+42%), Handschutz (+53%), Hautschutz inkl. Hygiene (+98%) und Schuhe, Fuß und Beinschutz (+33%) zeigen den speziellen Bedarf in Zeiten der Pandemie auf. Keine Selbstverständlichkeit ist, dass PSA Produktion und Handel die benötigten Waren tatsächlich liefern konnten – und das bei reduzierten bzw. gesperrten internationalen Logistikrouten!

Säule der Sicherheit

„Trotz Einbußen in einigen Bereichen hat sich gerade im Krisenjahr PSA nicht nur als wesentliche Säule der Sicherheit erwiesen, sondern konnte als Folge davon ein Rekordergebnis von 376,2 Mio. Euro Umsatz erwirtschaften“, betont Dr. Oskar Villani, Geschäftsführer von SDI-Research. Dies ist gegenüber dem Vorjahresergebnis eine temporäre Steigerung um mehr als 32%. Allerdings geht die Mehrheit – sowohl der Hersteller und Händler von PSA als auch deren Verwender – davon aus, dass sich ab 2021 die Lage wieder weitgehend normalisieren wird und die Ergebnisse 2020 eine einmalige Umsatzspitze gewesen sind. Für die kommenden Jahre ist demnach mit einem moderaten Anstieg des Marktes von jährlich 7 bis 8% zu erwarten. Damit setzt sich jedoch der Trend der letzten Jahre mit einem Marktwachstum oberhalb von Inflation und allgemeinen Konjunkturdaten fort.

Was vom Normal übrig blieb

Trotz aller Verwerfungen rund um 2020, zeigt sich die allgemeine Struktur des Marktes stabil und krisenfest. Wie schon in den Jahren zuvor ist der Markt für PSA-Produkte stark regionalisiert. Weiter unangefochtener Spitzenreiter ist Oberösterreich, das über 30% des österreichischen Marktvolumens abdeckt, gefolgt von der Steiermark mit nunmehr über 21% Marktanteil. In Wien können gegenüber 2018 über 2 Prozentpunkte Marktanteil dazugewonnen werden, in Niederösterreich sinkt der Marktanteil minimal. Die deutlichsten – pandemiebedingten – Umsatzeinbrüche gab es in Tirol, Vorarlberg, Kärnten und Salzburg. Hier zeigt man sich für die Folgejahre jedoch wieder deutlich optimistischer. Die kontinuierliche Veränderung des Marktes hat 2020 einen deutlichen Entwicklungsschub erhalten: Schon 2018 und davor war die Entwicklung zur Digitalisierung auch des PSA-Marktes klar erkennbar. 2020 erlebt der Einkauf über digitale Kanäle einen pandemiebedingten Boom, bei dem über 52% der Umsätze über e-Plattformen, e-Procurement und integrierte Bestellsysteme erwirtschaftet werden. Die spezielle Situation der PSA wird an den Umsätzen deutlich, die trotzdem über persönliche Kontakte laufen: Mit über 31% Umsatzanteil über diesen Kanal zeigt sich die Bedeutung einer beratungsintensiven Branche, trotz der Widrigkeiten.

Warten auf das neue Normal

Sowohl PSA-Verwender als auch Hersteller und Händler erwarten im laufenden Jahr, insbesondere ab 2022 wieder eine weitgehende Normalisierung der Lage. Immerhin berichteten 44% der PSA verwendenden Betriebe von Umsatzeinbußen, 28% der Verwenderbetriebe mussten Kurzarbeit anmelden, bei 11% ist es zu einem Mitarbeiterabbau gekommen. Andererseits berichten 40% der Verwender, dass Covid-19 bei ihnen zu keinen Auswirkungen geführt hat und die Produktion unverändert weitergelaufen ist. Dennoch besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass in Zukunft verstärkt Veränderungen erforderlich sein werden – ein neues Normal als Vorsorgemaßnahme.

Die (Wieder)Entdeckung der Sicherheit

PSA-Produkte waren schon in den vergangenen Untersuchungen 2018 und 2015 abseits des Mainstreams von billiger ist besser. Komplexe Regulative, unternehmensspezifische und individuelle Anforderungen hatten dem fachkundigen Service durch PSA-Anbieter einen hohen Stellenwert eingebracht. Dennoch zeigt sich auf Grund der Erfahrungen 2019/2020 im Ergebnis der Studie 2021 noch einmal eine deutliche Pointierung hin zu einem umfassenderen Verständnis von Sicherheitsbewusstsein: Produkt- und Verarbeitungsqualität, für 45% der Befragten das entscheidende Kriterium, rücken gemeinsam mit Materialqualität ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Verbraucher, der Fokus von Preis/Leistung liegt damit noch mehr auf der Seite der Leistung. Zusätzlich erhält die lokale oder zumindest europäische Fertigung erhöhte Aufmerksamkeit, denn für 38% der Verbraucher ist sie nun zumindest eher oder sogar sehr wichtig. Soziale bzw. ökologische Nachhaltigkeit sind noch nicht so im Blickpunkt wie lokale Fertigung, dennoch erachten diese bereits jeweils 30% der befragten Betriebe für wichtig – Tendenz steigend. Als Fazit und Lehre der Jahre 2019/20 zeigt sich ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge von Sicherheitskonzepten, die über den rein punktuell effektiven Schutz der Einzelperson auf den Schutz des gesamten Produktionssystems einer Volkswirtschaft hinausgehen. Covid-19 wird mit Sicherheit nicht die letzte Krise gewesen sein. Umso wichtiger ist daher das Verständnis, wie abhängig die Wirtschaft von scheinbaren Selbstverständlichkeiten wie der Verfügbarkeit von Produkten der PSA ist und welche Folgen deren Nichtverfügbarkeit für uns alle hat.

PSA-Wissen am aktuellsten Stand

Nicht zuletzt pandemiebedingt erhält auch die Arbeit des Verbandes Arbeitssicherheit noch mehr Aufmerksamkeit durch österreichische Betriebe. Zu den am meisten geschätzten Serviceleistungen gehört das PSA-Handbuch, das – nunmehr in der 10. Auflage erschienen – in 40% der befragten Betriebe als sehr sinnvoll und hilfreich und von weiteren 32% als eher sinnvoll bewertet wird. Auch die M.A.S. darf sich über eine Zustimmung von insgesamt 68% der Befragten erfreuen. Was darüber hinaus auf der Wunschliste der Sicherheitsverantwortlichen in den Betrieben ganz oben steht, ist eine nutzerfreundliche und stets aktuell online verfügbare Dokumentation der Sicherheitsregularien und Produkte, um zu jeder Zeit auf dem aktuellen Stand sein zu können.

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Hautkrebs-Prävention: UV-Schutz von Ostern bis Oktober

Hautkrebs-Prävention: UV-Schutz von Ostern bis Oktober

Nach zum Teil noch recht winterlichen Wetterverhältnissen im März ist die Sehnsucht nach Frühlingssonne nun besonders groß. Was dabei oft vergessen wird: Bereits jetzt können die Strahlen der Sonne sehr intensiv sein. Berufstätige, die viel im Freien arbeiten, sollten sich daher schon im Frühling gut schützen und so das Risiko reduzieren, an weißem Hautkrebs zu erkranken.

Zu den in Österreich rund 400.000 und in Deutschland rund 2,7 Millionen besonders gefährdeten Outdoor-Workern zählen unter anderem Bauarbeiter und Dachdecker, Industriekletterer und Anlagenmechaniker sowie Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft. Für sie alle wächst mit den ersten Sonnenstrahlen auch das Risiko, an weißem Hautkrebs zu erkranken. Denn bereits im Frühjahr nimmt die Stärke ultravioletter Strahlung in unseren Breiten deutlich zu. Allein auf die Monate April und Mai entfällt ein Viertel der jährlichen UV-Bestrahlung. „Für den UV-Schutz gilt deswegen die Faustregel, dass man sich von Ostern bis Oktober schützen muss“, weiß Dr. Susanne Kemme, UV-Schutz-Expertin beim Euskirchener Hersteller Peter Greven Physioderm (PGP).

Weißer Hautkrebs in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt

Wenn die ultravioletten (UV)-Strahlen der Sonne zu lange und zu intensiv auf die Haut einwirken, kann das Erbgut der Hautzellen geschädigt werden und Krebszellen entstehen. Weil die Gefahr gerade für Outdoor-Worker besonders groß ist, können der weiße Hautkrebs (Plattenephitelkarzinom) und seine Vorstufen (aktinische Keratosen) in Deutschland – im Gegensatz zu Österreich – bereits seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt werden. Seither liegen die Fallzahlen auf konstant hohem Niveau. 2019 gab es 7.474 Verdachtsfälle bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Dabei wurden 3.766 Fälle als Berufskrankheit anerkannt. In beiden Statistiken belegen der weiße Hautkrebs und seine Vorstufen damit unrühmliche Spitzenpositionen. Auch die Zahlen für Österreich sind alarmierend: So wird hierzulande jährlich bei rund 2.000 Menschen weißer Hautkrebs diagnostiziert –Tendenz steigend. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig Prävention auch im beruflichen Umfeld ist.

Arbeitgeber verantwortlich

Für die Versorgung mit UV-Schutzmitteln sind die Arbeitgeber verantwortlich. Outdoor-Worker benötigen dabei in jedem Fall professionelle Mittel für den beruflichen und regelmäßigen Gebrauch. So ist es beispielsweise wichtig, dass die Hautschutzmittel vor UV-B- und UV-A-Strahlen schützen. Zudem sollten Berufstätige darauf achten, Sonnenschutzpräparate zu verwenden, die einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 haben, sowie zudem hautverträglich und wasserfest sind.

Die Hautschutz-Experten von PGP bieten hier beispielsweise mit der parfümfreien Sonnenschutzcreme Physio UV 30 Sun eine passende Lösung. Die Creme ist extra wasserfest und muss somit nicht gleich wieder neu aufgetragen werden, wenn der Anwender schwitzt. Für Berufstätige wie etwa Dachdecker, die der Sonnenstrahlung noch stärker ausgesetzt sind, eignet sich das wasserfeste und parfümfreie Physio UV 50 Spray. Eine Alternative dazu ist die wasserfeste Lotion Greven UV TEC 50 mit Lichtschutzfaktor 50. Sie ist parfümfrei, dadurch besonders hautverträglich, zieht sehr schnell ein und überzeugt mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.

PSA zum Schutz vor UV-Strahlung

Zusätzlich hat PGP für verschiedene Berufsgruppen Spezialprodukte im Angebot, wie das extra wasserfeste Physio UV 50 Plus, das auch Schweißer beim Elektroschweißen nachgewiesen vor künstlicher UV-Strahlung schützt. Der im Bereich der Oberflächenbearbeitung dringend erforderliche Nachweis zur Lackverträglichkeit liegt für das Produkt vor. Wie auch das Physio UV 50 Spray, ist diese Creme parfümfrei und deshalb sehr hautverträglich.

Neben Sonnenschutzmitteln gibt es eine große Auswahl weiterer Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) zum Schutz vor natürlicher UV-Strahlung. Dazu zählen UV-Schutzkleidung, Handschuhe, Nackenschutz, verschiedenste Kopfbedeckungen sowie UV-Schutzbrillen.

Hilfe bei Gefährdungsbeurteilung

Professionelle Anbieter liefern aber nicht nur UV-Schutz-Produkte, sie schauen sich auch die Arbeitsplätze an und helfen bei der Gefährdungsbeurteilung. So können sie die Produkte empfehlen, die für den jeweiligen Arbeitsplatz geeignet sind. Service und Beratung sind beim UV-Schutz extrem wichtig. So hat eine Studie der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gezeigt, dass rund 60 % der Gefährdeten keine regelmäßige Unterweisung in geeignete Schutzmaßnahmen erhalten. Das ist fatal, denn eines der größten Probleme beim Sonnen- bzw. Hautschutz ist, dass die Mitarbeiter die Produkte nicht oder falsch anwenden.

Profianbieter wie PGP bieten ihren Kunden daher ein umfangreiches Servicepaket und unterstützen sie mit Unterweisungen, Hilfsmitteln wie Postern und Infokarten oder digitalen Tools wie einem Online-Schulungstool (www.hautschutzschulung.de). Die Inhalte des Schulungstools sind so aufbereitet, dass sie nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern interessant und lebensnah Anwendungstipps geben und auf die Bedeutung des UV-Schutzes und des Hautschutzes grundsätzlich hinweisen. Das baut Hemmschwellen ab und schafft ein besseres Bewusstsein bei den Anwendern.

Quelle: www.pgp-hautschutz.de

Lesen Sie mehr in der M.A.S. 1/21 auf den Seiten 4 bis 5.

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Neue EU-OSHA-Kampagne 20-22:  Gesunde Arbeitsplätze – entlasten Dich

Neue EU-OSHA-Kampagne 20-22: Gesunde Arbeitsplätze – entlasten Dich

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) zählen zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen. Vor kurzem fand auch in Österreich die virtuelle Auftaktveranstaltung der zweijährigen EU-OSHA-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – entlasten Dich“ statt, deren Ziel die Prävention arbeitsbedingter MSE ist.

Die besondere Relevanz des Kampagnenschwerpunkts untermauern u.a. folgende Zahlen: In ganz Europa leiden Millionen Arbeitnehmer an Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE), in Österreich ist die Betroffenheit ebenfalls hoch: So lassen sich einer Erhebung zufolge rund 20 Prozent aller Krankenstandstage auf eine Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems zurückführen. MSE zählen somit auch hierzulande zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen.

 

Was sind MSE?

Als arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen werden Beeinträchtigungen und Schädigungen von Muskeln, Gelenken und Sehnen bezeichnet, die hauptsächlich durch Arbeit oder Einwirkungen des unmittelbaren Arbeitsumfelds verursacht oder verschlimmert werden. Besonders häufig sind Rückenschmerzen und Schmerzen in den oberen Gliedmaßen.

Die Ursachen dafür sind mannigfaltig und reichen von schwerer körperlicher Arbeit über zu wenig Bewegung und Zwangshaltungen bis hin zu schlechten ergonomischen Bedingungen am Arbeitsplatz, sei es nun im Büro oder im Homeoffice. Die Europäische Unternehmenserhebung über neue und aufkommende Risiken 2019 gibt genauere Einblicke und zeigt auf, dass wiederholte Hand- oder Armbewegungen der häufigste Risikofaktor in den EU-27 (angegeben von 65 Prozent der Betriebe) sind. Weitere Risiken im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Erkrankungen sind längeres Sitzen (61 Prozent), das Heben oder die Handhabung von Menschen oder schwere Lasten (52 Prozent), Zeitdruck (45 Prozent) sowie eine ermüdende oder schmerzhafte Arbeitshaltung (31 Prozent).

 

Hoher Leidensdruck, hohe Kosten

Die Folgen für die Betroffenen sind jedenfalls enorm: MSE können die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit eines Menschen stark beeinträchtigen und sind eine der häufigsten Ursachen von Behinderung, krankheitsbedingten Fehlzeiten und vorzeitigem Ruhestand. Darüber hinaus führen MSE dazu, dass Arbeitnehmer weniger produktiv sind und – im Vergleich zu jenen ohne Gesundheitsprobleme – mehr „Präsentismus“ an den Tag legen, also zur Arbeit kommen, obwohl es ihnen nicht gut geht.

Neben der Einschränkung der Lebensqualität Einzelner entstehen der Wirtschaft durch arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen hohe Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro jährlich. Diese beziehen sich zum einen auf die direkten Kosten, die u.a. zur Gesundheitsversorgung und für Medikamente verwendet werden, zum anderen auf indirekte Kosten, wie sie zum Beispiel durch Umbesetzungen der Arbeitsteams, Produktivitätsrückgänge, Produktionsverzögerungen, die Ersetzung kranker Arbeitnehmer (einschließlich der Einweisung neuer Mitarbeiter) und Fehlzeiten oder Präsentismus entstehen.

Es ist daher von großer Bedeutung, dass Arbeitgeber auf die Problematik hingewiesen werden und ihnen Unterstützung und Hilfestellung bei der Prävention von und im Umgang mit MSE angeboten wird.

 

Umsetzung in Österreich

Genau daran setzt die zweijährige EU-weite Kampagne „Gesunde Arbeitsplätz – entlasten Dich“ an, die von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) initiiert und bei deren Umsetzung in Österreich das Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend von Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, Experten sowie Unternehmen unterstützt wird. Ziel ist, die Krankheitszahlen deutlich zu senken. Und wie die Erfahrung zeigt, können oft schon mit einfachen Maßnahmen wesentliche Verbesserungen erzielt werden.

Als engagierter Partner setzt Österreich im Rahmen der Kampagne zahlreiche Aktivitäten zur aktiven Bekämpfung von MSE um, wie die nationale Kampagnenmanagerin Mag. Martina Häckel-Bucher betont: „Muskel-Skelett-Erkrankungen sind das am häufigsten vorkommende arbeitsbedingte Gesundheitsproblem in Europa, von dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sämtlicher Arbeitsplätze und quer durch alle Branchen betroffen sind. Ich wünsche mir, dass es uns in den nächsten zwei Jahren im Rahmen der neuen EU-Kampagne `Gesunde Arbeitsplätze – entlasten Dich!` gelingen wird, wichtige Impulse, Initiativen und Aktivitäten zur Reduktion von arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen zu setzen und Unternehmen zu motivieren, sich mit der Thematik eingehend auseinanderzusetzten und sich an der Kampagne zu beteiligen.“

In einem ersten Schritt muss das Bewusstsein für Muskel-Skelett-Erkrankungen geschärft und die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gestärkt werden. So plant die Arbeitsinspektion für 2021 beispielsweise eine Beratungsoffensive zum Thema Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Einen weiteren speziellen Schwerpunkt legt die Arbeitsinspektion auf die besonders vulnerable Gruppe der Jugendlichen und jungen Arbeitnehmer. Auch die Sozialpartnerorganisationen planen vielfältige Initiativen zu diesem Thema.

 

AUVA als Präventionspartner für Betriebe

Verlässlicher Partner der Unternehmen im Bereich der Prävention ist auch die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA). „Expertinnen und Experten beraten Betriebe kostenlos zur ergonomischen Gestaltung von Arbeit, wie beispielsweise zur richtigen Lastenhandhabung und zur optimalen Einstellung von Bildschirmarbeitsplätzen. Darüber hinaus bietet die AUVA diverse Informationsmaterialien, Schulungen, Veranstaltungen etc. zum Thema Prävention arbeitsbedingter MSE und physischer Belastungen. Mit jedem vermiedenen Schadensfall vermeiden wir körperliches sowie seelisches Leid und verringern zusätzlich die finanzielle Belastung für Unternehmen, Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft. So trägt auch die EU-Initiative `Gesunde Arbeitsplätze – entlasten Dich` dazu bei, das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz als Ganzes – und den Schutz arbeitstechnisch stark betroffener Körperregionen im Besonderen – noch stärker zu fokussieren und voranzutreiben“, betont DI Georg Effenberger, Leiter der AUVA-Präventionsabteilung.

 

Good Practice Award

Zahlreiche Unternehmen in Österreich haben bereits erfolgreich Maßnahmen zur Prävention von MSE gesetzt. So arbeitet der burgenländische Büromöbelhersteller Neudoerfler beispielsweise seit vielen Jahren an Lösungen, um Arbeitsplätze so gesund wie möglich zu gestalten. Im Rahmen des Europäischen Wettbewerbs für gute praktische Lösungen, der Bestandteil jeder EU-OSHA-Kampagne ist, können Unternehmen ihre Beispiele für die aktive Vorbeugung und Bekämpfung von MSE am Arbeitsplatz für den Good Practice Award einreichen.

 

Quellen: Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend, www.bmafj.gv.at; EU-OSHA, www.healthy-workplaces.eu/de

Lesen Sie mehr in der M.A.S. 4/20 auf den Seiten 4 bis 5. Fotocredit: (C)iStockphoto.com/4×6

Gemeinsam durch die Krise: Arbeitsschutz Aktuell 2020 goes digital

Gemeinsam durch die Krise: Arbeitsschutz Aktuell 2020 goes digital

Während aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie heuer auch im Bereich Arbeitssicherheit und Persönlicher Schutz zahlreiche Veranstaltungen verschoben oder überhaupt abgesagt werden mussten, wird die Arbeitsschutz Aktuell von 6. bis 8. Oktober in ihrem 25. Jubiläumsjahr trotzdem, und zwar in einem neuen digitalen Messeformat über die Bühne gehen.  

Mit mehr als 10.000 Fachbesuchern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und 280 Ausstellern aus 19 Ländern, darunter auch zahlreichen VAS-Mitgliedsbetrieben, konnte die Arbeitsschutz Aktuell 2018 eine äußerst positive Bilanz ziehen. Für die Planungen der Ausgabe 2020 der im Zweijahresrhythmus stattfindenden Fachmesse mit Kongress sind die Rahmenbedingungen jedoch mehr als herausfordernd: Im Spannungsfeld zwischen Infektionsschutz, Planungssicherheit und politischen Rahmenbedingungen hat der Veranstalter der Arbeitsschutz Aktuell, die HINTE Messe- und Ausstellungs-GmbH, in den vergangenen Wochen in engem Austausch mit einer Vielzahl von Ausstellern und Partnern um eine sinnvolle Lösung gerungen. Aufgrund der aktuellen Lage findet die Arbeitsschutz Aktuell in diesem Jahr als reines Digital-Event statt.

Messe, Kongress & Networking

Die „Arbeitsschutz Aktuell 2020 digital – sicher und gesund arbeiten“ gewährleistet von 6. bis 8. Oktober neben dem Wissenstransfer und dem Austausch im Kongress auch den qualifizierten persönlichen Austausch der Aussteller mit ihren Zielgruppen. Auf der Basis einer praxisbewährten und datensicheren Plattform wird auf diese Weise der Austausch zwischen Kunden und Anbietern ohne großen Aufwand möglich und erhält die Geschäftsbeziehungen lebendig bzw. schafft neue. Für den digitalen Kongress steht eine Plattform zur Verfügung, die einen regen Austausch zwischen den Referierenden und den Teilnehmenden aktiv unterstützt.

Diese wirksame Vernetzung in der digitalen Arbeitsschutz Aktuell 2020 soll das Miteinander, die Internationalität und das Vertrauen in die Arbeitsschutz Community stärken. Schließlich ist 2020 das Jahr der Chancen und Herausforderungen, vor allem für den Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Arbeitsschutz Community in der Krise stärken

Diese Ziele streicht auch Christoph Hinte, Geschäftsführer HINTE EXPO & CONFERENCE, hervor: „Wir haben uns der herausfordernden Aufgabe gestellt, eine konzeptionelle und wirtschaftliche Perspektive für dieses Jahr zu erarbeiten. Unsere gewachsene Partnerschaft und das vertrauensvolle Miteinander mit den Ausstellern, den Fachmedien und wichtigen Verbänden ist der Garant, dass wir eine leistungsfähige und zukunftsweisende Arbeitsschutz Aktuell digital umsetzen und auf diese Weise auch für die Zukunft die Arbeitsschutz Aktuell als wertvolle Plattform für die Arbeitsschutz-Community nicht nur erhalten, sondern weiter auszubauen.“

100% digital mit echter Netzwerkatmosphäre

Digitale Videoräume bieten den Ausstellern die gesamte Bandbreite an Aktivitäten, die sie sonst von ihrem realen Messestand gewohnt sind. Von Einzelgesprächen, Produktpräsentationen bis hin zu Podiumsdiskussionen haben Aussteller die Möglichkeit, den Kontakt zu ihren Kunden zu pflegen und neue Kunden kennen zu lernen. Für den digitalen Besucher wiederum ermöglichen verschiedene Such- und Orientierungsfunktionen eine schnelle Kontaktaufnahme mit den Anbietern.

Wissenstransfer und Interaktion
Neben ihrer Messepräsenz können sich Aussteller der Arbeitsschutz Community auch auf dem digitalen Messe-Forum präsentieren. Die jeweiligen Vortragsforen werden live gestreamt, sind interaktiv und für alle Teilnehmer mit einem Messeticket zugänglich. Weitere Vorteile: Redner können Präsentationen oder vorproduzierten Content mit den Teilnehmern teilen und erhalten technische Unterstützung vor und während des Vortrags, der in Echtzeit in 27 Sprachen übersetzt werden kann. Die Besucher haben die Möglichkeit, ebenfalls in Echtzeit, mit dem Redner über ein Chat-Tool in den Austausch treten. Ein Raum für Diskussion und Q&A-Sessions steht zudem bereit. Die Vorträge werden aufgezeichnet und anschließend über den Arbeitsschutz Aktuell Newsroom verbreitet.

Fachkongress fördert interdisziplinäre Zusammenarbeit

Raum für spannende Diskussionen bietet auch in diesem Jahr der gewohnt dreitägige Fachkongress der Fachvereinigung Arbeitssicherheit e.V. (FASI). Ziel des Kongresses ist die Präsentation und Diskussion von integrativen Konzepten, Initiativen und Lösungsansätzen rund um das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen, Experten, Betroffenen und Multiplikatoren zu fördern. Die Bandbreite an Kongressthemen ist entsprechend vielfältig und reicht von Gefahrstoffen und Maschinen über Gefährdungsbeurteilungen bis hin zu arbeitsmedizinischen und psychologischen Aspekten der Arbeitssicherheit.

Digitalisierung im Arbeitsschutz

Ein Themenblock des Kongresses ist den „Entwicklungen des Arbeitsschutzes durch Digitalisierung“ gewidmet – ein Thema, das nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie von besonderer Aktualität ist, wie Moderatorin Katrin Zittlau, stv. Vorstandsmitglied des Verbandes für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e.V. (VDSI), betont: „Digitalisierung und digitaler Transfer sind zentrale Entwicklungen, insbesondere auch jetzt vor dem Hintergrund der Pandemie. Die Chancen und Risiken dieser Entwicklungen für die Beschäftigten zu kennen und sich damit frühzeitig auseinanderzusetzen, ist entscheidend, um die Arbeitswelt heute und in Zukunft sicher und gesund zu gestalten.“ Eine wichtige Frage, die abschließend im Themenblock diskutiert werden soll, ist auch, wie die aktuelle Pandemie die Sicht auf Herausforderungen und Chancen digitalisierter Arbeit verändert.

Kennzahlen für mehr Sicherheit

Ein weiterer Kongressblock beschäftigt sich mit der Bedeutung und dem Nutzen von Kennzahlen im Arbeitsschutz. Denn mit der Einführung von Managementsystemen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Verbindung mit einer prozessorientierten Unternehmensführung, wächst auch die Bedeutung von Kennzahlen für diesen Bereich. Die Unfallquote, AU-Tage, Gesundheitsquoten oder andere angewendete Kennzahlen sind oft zu unspezifisch bzw. ohne wirkliche Aussagekraft und daher als Steuerungselement ungeeignet. Kennzahlen sind jedoch wichtige Steuerungs- und Verbesserungsinstrumente, nicht nur für den Bereich Sicherheit und Gesundheit, sondern auch für die Bewertung anderer Organisationsziele, wie wirtschaftlicher Erfolg, Qualität oder Umweltschutz. Im Kongressblock wird das Kennzahlenthema aus unterschiedlichen Perspektiven vorgestellt, allesamt eine gut geeignete Ausgangslage für das Entwickeln und Anwenden eigener Ansprüche an Kennzahlensysteme. Neben den praktischen Erfahrungen zu Anwendbarkeit und Praktikabilität geben die Experten auch einen Einblick in den aktuellen Stand zu Kennzahlen. Detailinfos zu den weiteren Kongressthemen sowie alle Infos zur Arbeitsschutz Aktuell 2020 finden Sie online.

Quelle: www.arbeitsschutz-aktuell.de  

 

 

 

Fotocredit: ©www.shutterstock.com

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