In der M.A.S. 1/22 stand der Kopfschutz im Fokus, dieses Mal widmen wir uns im PSA-Schwerpunkt dem Thema „Outdoor-PSA“.

Wir geben Ihnen auf den nächsten Seiten einen Überblick, welche Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) Sie für Arbeiten im Freien benötigen. Zudem haben wir wie gewohnt Experten aus der Praxis befragt, u.a. worauf Sie bei der Auswahl und Anwendung von Outdoor-PSA achten sollten. Aus Platzgründen ist es uns hier jedoch NICHT möglich, alle Details zu erörtern. Für weiterführende Informationen empfehlen wir Ihnen die neue VAS-App mit Zugang zum „Handbuch Persönliche Schutzausrüstung“ des VAS (siehe Kasten Infoservice S. 14). Einen aktuellen Bezugsquellen­nachweis, bei welchem VAS-Mitgliedsunternehmen Sie PSA für Outdoor-Arbeiten beziehen können, finden Sie auf den Seiten 16-17.

Outdoor-PSA

Wer im Freien arbeitet, ist das ganze Jahr über den Wetterlaunen der Natur ausgesetzt. Mit dem Beginn der kälteren Jahreszeiten gilt es bei der Auswahl der passenden Persönlichen Schutzausrüstungen neben dem Witterungsrisiko auch das Risiko von schlechter Sichtbarkeit mit zu berücksichtigen. Und auch auf den zur Jahreszeit passenden Hautschutz darf auf keinen Fall vergessen werden.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Bekleidung. Dies gilt selbstverständlich auch für die für Outdoor-Arbeiten gewählte Schutzbekleidung. Diese soll nämlich nicht nur vor Berufskrankheiten, sondern auch vor Kälte, Wind und Regen bzw. Feuchtigkeit schützen und die Sichtbarkeit des Trägers bzw. der Trägerin bei Dämmerung und Dunkelheit gewährleisten.

Gerüstet für jedes Wetter

Die Schutz­wirkung von Schutzbe­klei­dung hängt zum einen von der Ausführung, zum anderen wesentlich von den Eigenschaften der verwendeten Gewebe und Materialien ab. Die grundsätzlichen Anforderungen und Richtlinien für die Kennzeichnung für die unterschiedlichen Einsatzgebiete sind in EN ISO 13688 festgelegt. Für einen guten Schutz bei Arbeiten im Freien sind insbesondere folgende Produktarten von Bedeutung:

  • Schutzkleidung gegen Regen (EN 343) schützt gegen den Einfluss von Niederschlag und Feuchtigkeit und wird zusätzlich zur Oberbekleidung bei Arbeiten im Freien getragen. Die drei wichtigsten Eigenschaften sind hier Wasserdichtigkeit, Wasserdampfdurchlässigkeit und Atmungsaktivität. Die Wasserdichtigkeit (X) wird sowohl am Außenmaterial als auch an den Nähten überprüft und in 3 Klassen (Klasse 3 = höchste Klasse) angegeben. Auch bei der Atmungsaktivität (Y) und beim Wasserdampfdurchgangswiderstand stellt die Klasse 3 den besten Wert dar. Von den Klassen leiten sich die empfohlenen Tragezeiten ab: So werden für Klasse 1-Materialien beschränkte Tragezeiten empfohlen, und zwar vier Stunden bei Temperaturen von 10 bis 15°C und 100 Minuten bei Temperaturen von 15 bis 20°C, wenn ununterbrochen gearbeitet wird. Ein Ventilieren der Bekleidung erlaubt längere Tragezeiten. + Piktogramm, Handbuch Seite 83 oben
  • Bei Bekleidung zum Schutz gegen Kälte (Temperaturen höher als -5°C, EN 14058; Temperaturen unter -5°C, EN 342) gibt es neben dem Wärmedurchgangswiderstand zahlreiche Zusatzanforderungen wie Atmungsaktivität, Wasserdichtigkeit oder Isolationswerte.
  • Hochsichtbare Warnkleidung (EN ISO 20471) soll eine gute Sichtbarkeit des Trägers bereits aus großer Entfernung bei Tag und Nacht gewährleisten. In der Norm EN ISO 20471 sind drei verschiedene Bekleidungs- und Schutzklassen definiert:
  • je nach den Flächen des fluoreszierenden „Hintergrundmaterials“ und der „Reflexstreifen“
  • je höher die Risikoeinschätzung, desto höher die Schutzklasse der Warnkleidung (rundum sichtbar!)
  • je nach Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge (< 30 km/h Klasse 1; ≤ 60 km/h Klasse 2; > 60 km/h Klasse 3)

Beispiele für Warnkleidung Klasse 1: Reflexgeschirr, Bundhose, kurze Hose; Beispiele für Warnkleidung Klasse 2: Weste, Überwurf, Latzhose oder Bundhose; Beispiele für Warnkleidung Klasse 3: Overall oder Jacke, 2-teiliger Anzug.

Mögliche Farben des Hintergrundmaterials sind fluoreszierendes Orange, fluoreszierendes Gelb und fluoreszierendes Rot. Wie viel Mindestfläche davon in einem Kleidungsstück enthalten sein muss, das entnehmen Sie der Tabelle im „Handbuch Persönliche Schutzausrüstung“, 10. Auflage, S. 84.

UV sichere Schutzbekleidung

Im Zuge des Klimawandels gewinnt – neben dem Schutz der Haut durch geeignete Hautschutzmittel – auch die Notwendigkeit von UV-Schutz durch eine entsprechende UV sichere Schutzbekleidung zunehmend an Bedeutung. Es werden immer mehr innovative Materialien entwickelt, die den Träger bei der Arbeit im Freien wirksam vor der gefährlichen UV-Strahlung der Sonne schützen. Bei der Wahl Ihrer UV-Schutzbekleidung dient Ihnen deren UV-Schutzfaktor (Ultraviolet Protection Fac­tor, UPF, Messung nach UV Standard 801; mehr dazu unter http://www.uvstandard801.com) als wichtiger Anhaltspunkt. Um gut geschützt zu sein, empfehlen sich Textilien mit einem UPF von mindestens 20, die zu­dem möglichst viel Haut bedecken, sowie Kopfbedeckungen mit einer breiten Krempe oder Nackenschutz.

Mehrere Lagen tragen

Bei Arbeiten im Freien ist es besonders wichtig, trocken zu bleiben und eine angenehme Körpertemperatur zu halten. Hier hat sich in der Praxis das „Mehrlagen-Prinzip“ mit zum Beispiel drei verschiedenen Lagen an Kleidung als wirkungsvoll erwiesen. Je nach Wetter bzw. Arbeitsintensität zieht man Kleidungsstücke einfach an oder aus:

  • Lage 1 – Feuchtigkeitstransport: Diese Lage übernimmt den Feuchtigkeitstransport von der Haut weg. Eine Unterwäsche z.B. aus kanalgestricktem, synthetischem Material saugt die Feuchtigkeit auf und transportiert sie weiter. Wolle sorgt darüber hinaus für ein angenehmes Körperklima. Bei Kälte wärmt sie und bei Hitze kühlt sie, das Kreatin in der Wolle beseitigt übelriechende Bakterien.
  • Lage 2 – Isolierung: Bei sinkenden Temperaturen isoliert die Zwischenschicht gegen Kälte. Sie übernimmt zudem den Feuchtigkeitstransport und schützt den Körper vor Wärmeverlust. Als Material bietet sich hier Fleece an. Fleece-Bekleidung wärmt bei Kälte. Das Material ist pflegeleicht, trocknet schnell und leitet die Feuchtigkeit vom Körper weg.
  • Lage 3 – Schutz: Die dritte Lage stellt den Schutz gegen Kälte, Regen und Wind dar. Das atmungsaktive Material lässt die Feuchtigkeit von innen nach außen, wo sie verdunstet. Die dritte Lage sollte zudem leicht und pflegeleicht sein, versiegelte Nähte und eine robuste Außenschicht haben.

Weitere Merkmale einer guten Außenbekleidung sind u.a.: Eingelassene Bündchen an Arm- und Beinabschlüssen, Schneesperre über dem Reißverschluss, wärmendes Futter in den vorderen Taschen, verstellbares Taillenband, Reißverschluss bis zum Kragen. Auch auf eine entsprechende Kopfbedeckung sollte keinesfalls vergessen werden. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch Schutzbekleidung für die kältere Jahreszeit möglichst leicht, angenehm zu tragen und anzuziehen sein und dem Träger darüber hinaus größtmögliche Bewegungsfreiheit bieten sollte.

Trockene Füße 

Bei kühlen Außentemperaturen ist es wichtig, neben Körper und Kopf auch die Füße trocken und warm zu halten. Wie für alle Sicherheits- und Berufsschuhe gilt auch für Winterschuhe das Normenwerk EN ISO 20344-20347. Schuhe können zusätzlich „CI (Cold Isolation)“ geprüft sein und isolieren somit gut gegen die Kälte des Bodens. Die Zusatzprüfung CI allein macht aber aus einem Sicherheits- oder Berufsschuh nicht zwingend einen guten Winterschuh.

Damit Füße trocken und warm bleiben, sollte der Schuhschaft jedenfalls möglichst wasserfest sein. Dazu dienen wasserfeste Materialien und gute, hydrophobierte Oberleder. Althergebrachte naturbelassene Futtermaterialien wie echtes Lammfell oder Haarfilz haben sich sehr bewährt. Das richtige Material ist auch bei der Sohle wichtig: Bei Winterschuhen ist Gummi/Gummi-PUR jedoch im Vergleich zu anderen Materialien klar im Vorteil, da die Flexibilität und die rutschhemmenden Eigenschaften der Laufsohlen bis in sehr niedere Temperaturen gegeben bleiben (bis zu -20°C Kontaktwärme). Voraussetzung für trockene Füße sind allerdings auch geeignete Socken.

Bitte beachten Sie: Die Lebensdauer oder „Standzeit“ von Sicherheitsschuhen hängt maßgeblich auch von der Pflege ab: Sie sollten regelmäßig gepflegt und nach Nässeeinwirkung nicht in unmittelbarer Nähe einer Heizung getrocknet werden. Man sollte daher mindestens zwei Paar wintertaugliche Sicherheits- bzw. Berufsschuhe haben, damit immer ein sauberes und trockenes Paar für die Arbeit zur Verfügung steht.

Warme Hände

Damit Wärme, Fingerspitzengefühl und Wohlbefinden nicht verloren gehen, bedarf es auch an den Händen einer „zweiten Haut“. Bei der Auswahl eines Schutzhandschuhs gegen Kälte sollten neben den Parametern der Tätigkeit immer auch die der Umweltbedingungen (Luftfeuchtigkeit, Umgebungstemperatur) und das individuelle Befinden des Trägers berücksichtigt werden.

Bei Handschutz gegen Kälte wird nach EN 511:2006 in Konvektions- und Kontaktkälte bis –50°C unterschieden. Schutzhandschuhe gegen Kälte sollen somit sowohl gegen durchdringende Kälte (konvektive Kälte) als auch gegen Kontaktkälte, d.h. direkte Berührung mit kalten Gegenständen, Schutz bieten. In beiden Fällen ist die höchste Leistungsstufe 4.

Der Handschuh kann optional auch auf Beständigkeit gegen das Durchdringen von Wasser geprüft werden. Hierfür gibt es zwei Werte: 0 und 1. Wenn bei der Prüfung auf Wasserdichtheit kein Wasserdurchtritt festgestellt wird, ist Leistungsstufe 1 erreicht; wird diese Dichtheit nicht erreicht, muss im Piktogramm die Leistungsstufe 0 mit dem Hinweis angegeben werden, dass der Handschuh bei Nässe seine isolierende Eigenschaft verlieren kann.

Handschuhe bieten nur dann einen zuverlässigen Schutz, wenn sie bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Die Fähigkeit, Wärme zu speichern ist an vorderster Stelle zu nennen und keinesfalls selbstverständlich. Hohe Taktilität und Strapazierfähigkeit sind praktisch und sorgen dafür, dass Qualitätshandschuhe länger als nur eine Saison getragen werden können. Hier kommen hochfunktionale Materialien zum Einsatz. Weitere wichtige Eigenschaften: Wind- und Wasserschutz, Leichtigkeit und Atmungsaktivität.

Geschützte Haut

Wie wir aus eigener Erfahrung wissen, hat die Haut je nach Witterung unterschiedliche Schutz- und Pflegebedürfnisse. Während bei Arbeiten im Freien in der warmen Zeit, speziell von April bis Oktober, zur Prävention von Hautkrebs unbedingt auf Produkte mit einem ausreichenden UV-Schutz zu achten ist, benötigt die Haut in der kalten Jahreszeit zur Aufrechterhaltung ihrer Barrierefunktion Schutz durch fetthaltige Cremes. Bereits ab Temperaturen unter 8°C produziert die Haut weniger Eigenfett. Kommt auch noch Wind hinzu, wird die Haut besonders leicht trocken und rissig. Eine zur Jahreszeit passende und richtig aufgetragene Hautpflege trägt somit wesentlich zur Gesunderhaltung unseres größten Organs bei.

Alle Experteninterviews zum Thema lesen Sie in der M.A.S. 2/22 im Infoservice ab Seite 10.

Fotocredit: (C)Fristads

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