In der September-Ausgabe der M.A.S. stand die weltweite Präventionsstrategie „Vision Zero“ im Mittelpunkt, dieses Mal widmen wir uns im PSA-Schwerpunkt dem Thema „Arbeiten unter extremen Wetterbedingungen“.

Wir geben Ihnen auf den nächsten Seiten eine umfassende Übersicht über die verschiedenen Pro­duktarten von Schutzbekleidung und weitere Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) für das Arbeiten unter extremen Wetterbedingungen und informieren Sie über aktuelle Entwicklungen am Markt. Aus Platzgründen ist es uns hier jedoch NICHT möglich, alle Details zu erörtern. Diesbezüglich empfehlen wir Ihnen die neue VAS-App mit Zugang zum „Handbuch Persönliche Schutzausrüstung“ des VAS (siehe Kasten Infoservice S. 14) sowie vertiefend zu Normen das Austrian Standards Institute. Einen aktuellen Bezugsquellen­nachweis, bei welchem VAS-Mitgliedsunternehmen Sie Schutzbekleidung und weitere PSA zum Schutz gegen Extremwetterereignisse beziehen können, finden Sie auf den Seiten 16-18.

Arbeiten unter extremen Wetterbedingungen

Die zunehmend spürbaren Veränderungen des Klimas mit Folgen wie beispielsweise stark wechselnden und immer extremeren Wettbedingungen bringen neue Anforderungen an Schutzbekleidung und weitere Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) mit sich.  

Wir gehen hier nun näher auf Schutzbekleidung und PSA für das Arbeiten bei Hitze und Sonne sowie für das Arbeiten bei Kälte, Regen, Schnee und Wind ein.

Arbeiten bei Hitze & Sonne

Die Jahre 2022 und 2023 haben deutlich gezeigt, dass unsere Sommer immer heißer und länger werden. Aber auch bereits im Frühjahr nimmt die Stärke ultravioletter Strahlung zu und reicht, so wie heuer, weit in den Herbst hinein. Wie hoch die jeweilige aktuelle UV-Belastung hierzulande ist, kann über das UV Messnetz Österreich der Medizinischen Universität Innsbruck auf www.uv-index.at abgefragt werden.

Rekordtemperaturen und die insgesamt stärkere sowie längere UV-Belastung bekommen besonders Outdoor-Worker, wie Bauarbeiter, Dachdecker, Industriekletterer oder Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft, zu spüren. Es ist daher notwendig all jene, die sich berufsbedingt oft im Freien aufhalten müssen, mit einem Maßnahmenbündel vor den Gefahren und Auswirkungen von Hitze und UV-Strahlung zu schützen: Neben geeigneten technischen und organisatorischen Maßnahmen, wie beispielsweise der Beschränkung der Aufenthaltsdauer von Personen im Gefahrenbereich insbesondere in der Zeit der stärksten UV-Belastung, der Beschattung von Arbeitsplätzen sowie der Verlegung von Arbeiten – soweit dies möglich ist – nach innen bzw. in die Tagesrandzeiten, braucht es im Bereich der Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) u.a. geeignete Schutzbekleidung, UV-Schutzbrillen und Hautschutzmittel, die vor der gefährlichen UV-Strahlung der Sonne schützen.

UV sichere Schutzbekleidung

Eine klimafitte Schutzbekleidung muss somit nicht nur luftdurchlässig, atmungsaktiv und angenehm zu tragen, sondern zusätzlich auch UV sicher sein. Bei der Wahl von UV-Schutzbekleidung dient deren UV-Schutzfaktor (Ultraviolet Protection Fac­tor, UPF, Messung nach UV-Standard 801, www.uvstandard801.com) als wichtiger Anhaltspunkt. Hier ist auch die Webart von Bedeutung: Denn je feiner ein Kleidungsstück gewebt ist, umso mehr schädliche UV-Strahlen werden absorbiert. Auch natürliche Materialien, wie z.B. Merinowolle, können einen hohen UV-Schutzfaktor bieten. Um gut geschützt zu sein, empfehlen sich generell Textilien, die möglichst viel Haut bedecken, sowie Kopfbedeckungen mit einer breiten Krempe oder Nackenschutz.

Unbedeckte Hautstellen sind zusätzlich mit entsprechenden Hautschutzmitteln zu schützen. Diese müssen ausreichend und regelmäßig aufgetragen und vor allem bei starkem Schwitzen immer wieder erneuert werden. Da durch den Klimawandel auch hierzulande künftig mehr exotische Mückenarten auftreten werden, die gefährliche Viren übertragen können, ist bei Arbeiten im Freien auch auf einen geeigneten Insektenschutz zu achten.

Auch die Gefahren für die Augen durch UV-Strahlung, die bis hin zu Netzhautschäden und Star-Erkrankungen reichen können, dürfen nicht unterschätzt werden, können jedoch durch das Tragen geeigneter UV-Schutzbrillen vermieden werden.

Arbeiten bei Kälte, Regen, Schnee & Wind

Wer in kalten, windigen und nassen Witterungsverhältnissen arbeitet, braucht ebenfalls die richtige Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Die Schutzwirkung geeigneter funktioneller Wetter- und Kälteschutzbekleidung wird wesentlich von den Eigenschaften der verwendeten Gewebe und Materialien bestimmt, aber auch durch die Ausführung. Bei Schutzkleidung gegen Regen (EN 343, EN 343/1) sind die drei wichtigsten Eigenschaften Wasserdichtigkeit, Wasserdampfdurchlässigkeit und Atmungsaktivität. Bei Arbeiten im Freien ist es nämlich besonders wichtig, trocken zu bleiben und eine angenehme Körpertemperatur zu halten. Hier hat sich in der Praxis das „Mehrlagen-Prinzip“ mit zum Beispiel drei verschiedenen Lagen an Kleidung als wirkungsvoll erwiesen. Lage 1 dient dem Feuchtigkeitstransport von der Haut weg, Lage 2 isoliert und Lage 3 dient dem Schutz gegen Kälte, Regen und Wind. Bei Bedarf und wenn das Wetter schnell wechselt, können einzelne Lagen an- bzw. ausgezogen werden. Lesen Sie u.a. dazu die näheren Ausführungen von Helmuth Wiesinger, Geschäftsführer Blåkläder Workwear GmbH, auf Seite 12.

Bei der Auswahl Ihrer Schutzbekleidung gegen Kälte, Wind, Regen, Schnee bzw. Feuchtigkeit sollten Sie zudem auf weitere wichtige Details achten wie beispielsweise: Eingelassene Bündchen an Arm- und Beinabschlüssen, Schneesperre über dem Reißverschluss, wärmendes Futter in den vorderen Taschen, verstellbares Taillenband, Reißverschluss bis zum Kragen.

Kopf, Füße, Hände, Augen und Haut nicht vergessen

Gerade über den Kopf geht schnell viel Körperwärme verloren, vergessen Sie daher keinesfalls auf eine entsprechende Kopfbedeckung. Auch hier ist unbedingt auf Atmungsaktivität zu achten, um starkes Schwitzen unter der Kopfbedeckung zu vermeiden.

Bei kühlen Außentemperaturen ist es zudem wichtig, auch die Füße trocken und warm zu halten. Schuhe können zusätzlich „CI (Cold Isolation)“ geprüft sein, dann isolieren sie gut gegen die Kälte des Bodens. Damit Füße trocken und warm bleiben, sollte der Schuhschaft möglichst wasserfest sein. Das richtige Material ist auch bei der Sohle wichtig: Gummi/Gummi-PUR gewährleistet die Flexibilität und die rutschhemmenden Eigenschaften der Laufsohlen auch bei sehr niedrigen Temperaturen. Voraussetzung für trockene Füße sind darüber hinaus geeignete Socken.

Damit Wärme, Fingerspitzengefühl und Wohlbefinden nicht verloren gehen, bedarf es auch an den Händen einer „zweiten Haut“. Schutzhandschuhe gegen Kälte bieten aber nur dann einen zuverlässigen Schutz, wenn sie bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Dazu zählen die Fähigkeit, Wärme zu speichern, hohe Taktilität und Strapazierfähigkeit, Wind- und Wasserschutz, Leichtigkeit und Atmungsaktivität.

Auch die Augen benötigen Schutz gegen beißende Kälte: Wählen Sie Schutzbrillen mit beschlaghemmender Beschichtung und Belüftung oben und unten für bessere Luftzirkulation, mit einem breiten, verstellbaren Kopfband für eine sichere und bequeme Passform. Wählen Sie eine geeignete Tönung der Sichtscheibe, z. B. grau, um das Risiko von Schneeblindheit zu verringern. Eine Vollsichtbrille schützt vor Wind und fliegenden Partikeln.

Die Haut braucht ebenfalls Schutz: Eisige Kälte und starker Wind stellen für unsere Haut eine große Belastungsprobe dar. Vor allem der ständige Wechsel zwischen den kalten Temperaturen an der frischen Luft und der Heizungsluft in Innenräumen macht unsere Haut besonders empfindlich und fordert einen speziellen Schutz – und das bereits bei Temperaturen unter 8°C. Ab dieser Temperatur produziert unsere Haut weniger Eigenfett und kann ihre natürliche Schutzfunktion daher nur mehr eingeschränkt erfüllen. Ein systematisches Hautschutzkonzept ist im Winter daher genauso wichtig wie ein UV-Schutzprogramm im Sommer.

Gute Sichtbarkeit bei schlechter Witterung

Bei widrigen Wetterverhältnissen mit Niederschlägen sowie im Herbst und im Winter, wenn es später hell und früher dunkel wird, ist bei der Auswahl von passender Persönlicher Schutzausrüstung für Arbeiten im Freien auch auf eine gute Sichtbarkeit zu achten. Hochsichtbare Warnkleidung gewährleistet, dass der Träger bereits aus großer Entfernung gesehen wird – und das bei Tag und bei Nacht. In der Norm EN ISO 20471 sind drei verschiedene Bekleidungs- und Schutzklassen definiert.

Mehr Auswahltipps für die Praxis

Bei der Auswahl der richtigen Schutzbekleidung fließen somit zahlreiche Kriterien in die Entscheidung mit ein. Dazu zählen neben den Witterungsverhältnissen u.a. der Einsatzbereich, die Gebrauchstüchtigkeit, der Tragekomfort, die Wirt­schaftlichkeit sowie die verwendeten Werkstoffe. Bekleidungsphysiologischen Aspekten sollte besondere Aufmerksamkeit geschen­kt werden. Denn: Ausführung und Gewebematerial beeinflussen den Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch des menschlichen Körpers mit der Umgebungsluft und damit die Leistungsfähigkeit des Kleidungsträgers. Dank innovativer und immer leichterer Materialien werden am Markt für Schutzbekleidung laufend zukunftsweisende Produkte entwickelt, die dem Träger nicht nur einen umfassenden Schutz im Arbeitsalltag gewährleisten, sondern auch einen hervorragenden Tragekomfort bieten.

Generell gilt: Schutzbekleidung sollte möglichst leicht, atmungsaktiv, angenehm zu tragen und an- und auszuziehen sein und den Träger bei der Arbeit nicht behindern!

Zu den neuesten Entwicklungen im Bereich Schutzkleidung zählen unter anderem Bekleidungsprodukte, die im Arbeitsalltag den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden und zum Beispiel mit Hitze- und Schweißer­schutz, Chemikalienschutz, Wetter- und Warnschutz, Störlichtbogenschutz oder auch Schnittschutz aus­ge­rüstet sind. Dementsprechend ist diese sogenannte Multinormbekleidung in Abhängigkeit von ihren möglichen Einsatzgebieten mit verschiedenen Normen ausgestattet und erweist sich in einem Arbeitsfeld mit gleichzeitig mehreren Gefahren als sehr praktisch. Eine nachhaltige Alternative ist beispielsweise der Einsatz von Holzfasern zur Herstellung von Multinormbekleidung, lesen Sie dazu die Ausführungen von Christian Klaffenböck, Prokurist und Verkaufsleiter der Reindl GmbH, auf Seite 13.

Ein Aspekt, der auch im Bereich Schutzbekleidung somit immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist jener der Nachhaltigkeit, und zwar sowohl bei der Entwicklung, bei der Produktion, in der Logistik und beim Transport. So wird nicht nur auf die hohe Schutzwirkung, Langlebigkeit, Funktionalität und ein angenehmes Tragegefühl, sondern auch auf eine gute Öko-Bilanz und möglichst geringe Umweltauswirkungen der Kleidungsstücke geachtet.

Lesen Sie mehr zum Thema sowie unsere Expertenstatements dazu in der November-Ausgabe der M.A.S. im Infoservice auf den Seiten 9-14.

Fotocredit: (C)Funtay – stock.adobe.com

Melden Sie sich zu unserem Newsletter an

Erhalten Sie regelmäßig Informationen zu Neuigkeiten und Vereinstätigkeit

Ich akzeptiere die Datenschutzvereinbarung 



Sie wurden erfolgreich angemeldet